Kennt ihr das, wenn man sich manchmal an ein Gefühl erinnert? Natürlich hängt an dem Gefühl immer auch eine Situation, aber primär ist es das Gefühl, das hoch kommt? Mit ist das vor zwei Tagen mal wieder passiert. Aus dem Nichts höre ich wie meine Tochter weint (in meiner Erinnerung) und dann dieses Gefühl wie sich mein Herz zusammenzieht und die Traurigkeit kaum aushalten kann.
Es war nicht irgendein weinen sondern ein ganz bestimmtes.
Manchmal wenn meine Tochter emotional vom Schulalltag erschöpft war hat sie körperliche Symptome gezeigt wie Bauchschmerzen oder später auch Kopfschmerzen, dann hat es meistens geholfen sie für einen Tag Zuhause ausruhen zu lassen und sie ist am nächsten Tag wieder voll motiviert zur Schule gegangen. Da ich das von mir selber kenne, war das auch kein Problem für mich (es ist ja auch nur vielleicht 1-2 mal im Jahr vorgekommen). Es gab aber einmal eine Situation, da hat sich das über mehrere Tage hingezogen. 2 Tage hab ich mir das angeschaut, dann aber gemerkt, diesmal ist etwas anders es ist nicht emotionale Erschöpfung, sie scheint vor etwas Angst zu haben.
Also hab ich versucht mit ihr zu reden und langsam ist sie mit der Sprache rausgerückt und tatsächlich erinnere ich mich gar nicht mehr daran wovor sie Angst hatte nur noch daran wie sie angefangen hat zu weinen, als ich ihr gesagt habe, dass die Angst nicht weggehen wird, wenn sie sich ihr nicht stellt und das ich ihr nicht erlauben kann länger zu Hause zu bleiben, auch wenn ich sie verstehen kann. Und dieses Weinen war so herzzerreißend, dass ich am liebsten gesagt hätte: „O.K. ich nehm alles zurück, du darfst für immer zuhause bleiben.“
Aber natürlich hab ich das nicht gesagt und dann erst nachdem ich sie zur Schule geschickt hatte geweint und gebetet und gehofft, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Sie ist auch dann ganz gelöst wieder aus der Schule gekommen und ich glaube wir hatten nie wieder so eine Situation. Vor ungefähr 1,5 Jahren kurz nachdem sie ihren Führerschein gemacht hatte hab ich sie mal gefragt, ob es ihr nicht Angst macht alleine Auto zu fahren und ich sie meinte sinngemäß: „Ja, ich zittere sogar vor Angst, aber ich weiß ja, dass das nicht weggeht, wenn ich es nicht einfach mache.“ Und in dem Moment hab ich innerlich gefeiert, dass sie das wirklich verstanden hat – aber dieses Gefühl von damals, das kann ich immer noch spüren.
Irgendwie hat mich dieses Gefühl am Donnerstag immer wieder eingeholt und als wir dann Abends beim Gebet eine Lobpreiszeit hatten hat es mich wieder völlig überrannt und ich hab glaub ich literweise geweint ohne genau zu wissen warum. Bis ich folgenden Eindruck hatte und da ich nicht so recht weiß, für wen der ist, hab ich gedacht, dass ich ihn hier einfach aufschreibe, damit die richtige Person sich davon ermutigen lassen kann.
Einerseits hab ich gespürt, dass Gott einige von uns ruft aus dem Bett aufzustehen und sich unseren Ängsten zu stellen. Er sitzt wie ein liebender Vater oder auch wie eine mitfühlende Mutter am Bett und ermutigt uns endlich die Lektion in unserem Leben zu lernen vor der wir uns vielleicht schon seit Jahren drücken. Und dann ist da noch Jesus, der uns zuspricht: „Ich verstehe dich, ich kenne das Gefühl, wenn man sich wünscht, der Kelch möge an einem vorübergehen, aber vertrau dem Vater doch so wie ich ihm vertraut habe.“
Und andererseits hab ich auch gespürt, wie der Vater uns ermutigt unsere Kinder loszulassen, ihnen nicht einfach alles abzunehmen sondern darauf zu vertrauen, dass er sich besser um alles kümmern wird als wir es je könnten. Und auch er spricht uns zu: „Ich weiß genau, wie es dir geht. Ich musste meinen Sohn auch loslassen – aber ich habe ihn nie verlassen und ich werde dein Kind auch nie verlassen und ich bin auch in deiner Traurigkeit und deinem Schmerz bei dir.“ Und während ich hier sitze und schon wieder heule kann ich nur noch sagen: Egal was dein Vertrauensschritt heute ist, sei gesegnet dabei und wisse, dass er jeden Schritt, sei er noch so klein feiern wird.
P.S.: Natürlich hat meine Tochter ihr O.K. geben bevor ich diesen Beitrag veröffentlich habe.