Manchmal werfen die Tage mir keine Worte zu – Buchtipp

Vor einigen Monaten, tatsächlich ist es sogar fast schon ein Jahr her glaube ich – hab ich eine email von Werner May bekommen  mit der Frage, ob ich bereit wäre an einem neuen Projekt mitzuarbeiten. Werner gehört zu den Menschen in meinem Leben, die mich immer wieder herausfordern etwas neues auszuprobieren und ich freu mich immer über seine Ideen. Diesmal sah die Aufgabe so aus: Ich (genauso wie einige andere seiner Freunde) würde 100 seiner eigenen, liebsten Gedichte zugesandt bekommen und solle mir dann eins aussuchen. Zu diesem Gedicht sollte ich dann einen Text verfassen, der beschreibt warum dieses Gedicht: Also was mir daran so gefällt oder was mich daran bewegt.

Da ich schon einige von Werners Büchern und Gedichten gelesen habe, hab ich sofort zugesagt und bekam dann auch recht schnell die versprochene Gedichtesammlung. Ich war tatsächlich ein wenig aufgeregt. Mein Plan war: Erst ein Mal alles durchzulesen und dann zu entscheiden welches Gedicht mich am meisten anspricht…so wie die Aufgabe ja auch gestellt war…dann kam es aber anders. Ich fing an zu lesen und schon im ersten drittel bin ich auf ein Gedicht gestoßen, das mich gefesselt hat. Ich hab es einmal gelesen, dann zum zweiten Mal und dann zum dritten Mal und die Tränen liefen mir übers Gesicht und ich hab wußte: Du brauchst nicht mehr weiter suchen: Das ist es. Der Rest im Buch nachzulesen :).

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(c) Andreas Dengs / pixelio.de

Vor ein paar Wochen dann ist das Buch, das aus diesem Projekt entstanden ist veröffentlicht worden und Werner hat mir ein Exemplar zukommen lassen. Wie wahrscheinlich auch alle anderen hab ich als erstes „meine“ Seite herausgesucht und geschaut wie sie mir gefällt 🙂 und danach hab ich mir mal alle anderen angeschaut, die mit gemacht haben. Einige der Schreiber sind mir bekannt – entweder persönlich oder nur vom Namen – andere kenn ich gar nicht. Es ist wirklich eine Interessante Mischung von Menschen in diesem Buchprojekt vereint worden und ich fühle mich total geehrt, dass ich mitmachen durfte.

Diesmal sah mein Plan so aus: Ich lese jeden Tag ein Gedicht und den dazugehörigen Beitrag. Aber auch diesmal musste ich meinen Plan recht schnell wieder aufgeben. Es war oft einfach so interessant zu lesen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und so hab ich dann vier, fünf Beiträge nacheinander gelesen und dann kam meistens ein Gedicht, bei dem ich anhalten musste. Es war als wenn die Seele sagt: Stopp jetzt muss ich erst Mal Luft holen und verarbeiten. Es ist Zeit für eine Pause.

WernerMayGedichte

Es war wirklich Interssant für mich zu sehen wie verschieden wir Texte aussuchen, wie verschieden Gedichte verstanden werden und vor allen Dingen auch bereichernd. Ich hab in vielen Worten eine ganz neue Tiefe entdeckt. Das Buch ist wirklich wie  eine Schaztgrube, in der Menschen ihre Schätze miteinander teilen. Danke Werner, dass du uns dazu eingeladen und ermutigt hast.

Ein Gedicht möchte ich heute mit euch teilen (natürlich mit der Erlaubnis von Werne, es befindet sich auf den Seiten 130,131 in dem Buch):

Mitlieben

Im Reigentanz DICH zögernd fassen
nicht alleine,
links den Vater, rechts den Sohn
und der Geist mir gegenüber.

und nach einer Weile staunden sehen,
wie DU, der Sohn, mir in die Augen blickst,
links den Vater,
rechts den Heiligen Geist mit mir im Kreise drehst,

wir im Drehen immer mehr
die Liebe spüren,
die als Melodie uns treibt
und dann mich trauen,
durch mein Lachen, durch mein Tanzen,
und vor allem durch den Druck der Hände,
der immer fester wird
im Lebenswirbel,
DIR zu sagen, DU, ich liebe.

Und im Flug des Tanzes
Tausend Hände zu erfassen.

Das ist eins von den Gedichten in denen ich mich verlieren kann und gleichzeitig Zuhause fühle. Werner beschreibt auf so eindrucksvolle Weise, was ich im Geist schon so oft gesehen und erlebt habe, aber ich entdecke auch bei jedem Lesen neues und mein Herz wird berührt und gefüllt. Der Text dazu ist von Tabea Supplieth und beschreibt ganz persönlich wie sie es empfindet. Ich war fast schon ein wenig neidisch, dass sie dieses Juwel entdeckt hat und ich nicht ich :). Aber natürlich bin ich auch dankbar: Werner – für das Schreiben des Gedichtes, Tabea – für das Aussuchen und Gott – dafür dass er so herrlich ist, das man so etwas über ihn schreiben kann und dass er alles so wunderbar zusammengefügt hat.

Ich werde dieses Buch auf jeden Fall immer wieder zur Hand nehmen und genießen. Eigentlich hatte ich schon erwartet, dass es gut ist, aber am Ende bin ich tatsächlich noch positiv überrascht worden.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich das Buch HIER bestellen. Ich halte es übrigens auch für eine wunderbare Weihnachtsgeschenkidee :).

Wie man sich trösten lassen kann… (eine Fortsetzung)

Vor einigen Monaten hab ich ja einen Bericht mit dem Titel: Wie kann man sich trösten lassen? hier veröffentlicht. Damals hab ich ja geschrieben, dass ich noch mitten im Prozess bin zu lernen und ganz ehrlich glaub ich nicht, dass ich schon alles verstanden habe – ich merke allerdings, dass ich mittlerweile einiges Verstanden habe, mich auch an altes erinnert habe und es wieder entstaubt habe und vor allen Dingen ist mein Herz über viele Dinge zur Ruhe gekommen. Und ich dachte es wäre sicherlich fair, wenn ich mal ein wenig weiter erzähle was ich damals angefangen habe.

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(c) Uwe Wagschal / pixelio.de

Ich hab ja in dem letzten Bericht geschrieben ich habe vor Gott kapituliert. Im Detail sah das so aus, dass ich ein Ja dazu finden musste, dass Gott mir alles sagen darf was er will, weil ich ihm vertrauen möchte, dass er es gut mit mir meint und mich nicht überfordern wird. Geschehen ist das Ganze an einem Soakingabend begleitet mit vielen Tränen und blanker Verzweiflung oder Panik ist vielleicht das bessere Wort. Was mich damals erstaunt hat war, dass es mir hinterher plötzlich schlagartig besser ging. So als wenn die Wolkendecke aufgebrochen ist und die Sonne scheint. Ich hab das erstmal so stehen lassen und gehofft es erklärt sich mir noch. Und tatsächlich hat Gott mich kurze Zeit später an ein Prinzip erinnert, dass ich eigentlich gut kannte, aber irgendwie völlig vergessen hatte. Werner May hatte mir eine email geschrieben und mich darauf aufmerksam gemacht, dass es ein neues Buch von Hanne Baar gibt und sowas lass ich mir ja nicht zweimal sagen – Hannes Bücher müssen schnellst möglich gelesen werden – das ist eine Regel in meinem Herzen :). (Natürlich nicht, weil es ein Zwang ist, sondern, weil ich weiß, dass sie mir gut tun und ich viel dabei lerne).

In ihrem neuen Buch (So können wir doch leben) erkläre Hanne Baar noch einmal ganz genau, wie Schmerz nachlässt, wie man Schmerz verarbeiten kann. Kurz darauf hab ich ja auch die Studienreihe von Havillah Cunnigton gesehen und auch eine Predigt von Johannes Hartl zu dem Thema und was ich gelernt habe will ich jetzt mal versuchen kurz zusammenzufassen.

Leid und Schmerz sind Dinge über die keiner von uns gerne redet, wir wünschten es gäbe sie nicht – es gibt auch den Begriff:: Paradiessehnsucht, der gut beschreibt wie wir uns unser Leben wünschen und das ist nicht ohne Grund so. Gott hat uns gemacht und uns das Paradies zum leben gegeben. Dort gab es keinen Schmerz und kein Leid und wir Menschen sind für diese Dinge nicht gemacht. Wir können von Natur aus nicht damit umgehen. Ich denke jeder kann das bestätigen – niemand von uns weiß einfach so, wie man gesund mit Schmerz umgehen kann. Das was wir in unserer Kindheit ganz schnell lernen sind Wege Schmerz zu umgehen. Fluchtmechanismen, die verhindern sollen, dass wir Schmerz aushalten müssen, denn die tiefe Angst die dahinter sitzt ist: „Ich werde daran sterben.“ Vielleicht ist es die Angst aus dem Paradies: „Vielleicht stimmt es doch, das ich sterben muss, weil ich von der verbotenen Frucht gegessen habe?“ Wer weiß?

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(c) CIS / Pixelio.de

So vielfältig wie wir Menschen sind, so vielfältig sind auch unsere Fluchtwege, da gibt es Menschen, die sich körperlichen Schmerz zufügen, um die Seele nicht spüren zu müssen, oder Leute, die alles relativieren – es ist doch gar nicht so schlimm!! – oder die, die ihren Schmerz betäuben mit allen nur erdenklichen Suchtmitteln und die, die sich einfach permanent ablenken, die sich nicht trauen allein zu sein oder Stille nicht aushalten können, weil das Verdrängte sie dann einholt…und die Liste geht sicher noch endlos weiter.

Das was wir oft nicht begreifen können oder wollen ist: Schmerz lässt erst nach, wenn er durchlebt und angenommen wird. Und das erstaunliche ist: Wir merken plötzlich: Es bringt mich gar nicht um. Ja, es tut weh, aber ich kann das aushalten. Diese Erkenntnis führt dazu, dass wir gestärkt werden und an Freiheit gewinnen – denn die Dinge, die wir bewältigt haben, die machen uns keine Angst mehr. Wenn ich schon einmal in einem Loch war, aber herausgefunden habe wie ich da rauskommen kann, dann wird die Angst vor diesem Loch immer kleiner werden.

Identität wartet

(c) Lenna Heide

 

Einen wunderbaren Nebeneffekt hat das Ganze auch noch, nämlich die Tatsache, dass es eine Wechselwirkung zwischen Trauer und Freude gibt. Damit meine ich nicht unbedingt, dass sie sich abwechseln, obwohl das sicher auch stimmt. Es steht ja schon in der Bibel: Alles hat seine Zeit. Was ich meine ist: ´Das Maß in dem ich Schmerz zulassen kann bestimmt das Maß in dem ich Freude empfinden kann. Das heißt, je tiefer ich mich an meinen Schmerz wage, desto tiefer werde ich auch hinterher in der Lage sein mich zu freuen. Das ist doch mal eine schöne Motivation.

Was ich natürlich aber auch immer wieder erlebe ist, dass ich einen fürsorglichen himmlischen Vater habe, der mir immer zur rechten Zeit etwas schenkt, dass meiner Seele wohl tut. Letzten Samstag z.B. war der 2. Todestag von meinem Papa und an diesem Tag hab ich ein Lied von Jon Thurlow entdeckt, dass mich wirklich getragen und getröstet hat. Und weil ich es so schön fand und gedacht habe, dass vielleicht auch jemand von euch ein wenig Trost braucht hab ich daraus einen Clip gemacht mit Bildern und der deutschen Übersetzung. Seid gesegnet und getröstet damit.

<p><a href=“http://vimeo.com/117884090″>Mylittleone</a&gt; from <a href=“http://vimeo.com/user12467040″>Lenna Heide</a> on <a href=“https://vimeo.com“>Vimeo</a&gt;.</p>